Adresse

Untertor/Restaurant “Wilder Mann”, Unterstadt 20

Impulsfrage

WORAUS SETZT SICH MEIN
TÄGLICHES TÄTIGKEITSBÜNDEL
ZUSAMMEN?
WIE LANGE ARBEITE ICH FÜR
GELD, WIE LANGE GRATIS?
WAS MACHE ICH MIT DEM REST
DER ZEIT?

Wirtschaft ist Care

Arbeit ist das Bündel von Tätigkeiten, das es braucht, damit das Zusammenleben der Menschen im verletzlichen Lebensraum Erde Bestand hat, gelingt und sich erneuert. Für manche Arbeiten braucht es besondere Fähigkeiten, oft ist Arbeit Routine: Ein Teller wird einmal hergestellt und tausend Mal abgewaschen. Schwangersein bedeutet ungefähr neun Monate geduldiges, stetiges Wirken. Wer Häuser baut, muss sich mit Statik auskennen. Die Müllabfuhr ist ein wichtiger Teil der öffentlichen Infrastruktur und wird doch oftmals als Beruf abgewertet. Kinder grosszuziehen erfordert jede Menge Geduld. Wer an der Supermarktkasse arbeitet, muss lange sitzen und ein dickes Fell haben. Es braucht viele Beiträge, jeweils zur richtigen Zeit.

Heute ist das Tätigkeitsbündel Arbeit zweigeteilt in bezahlte Lohnarbeit und unbezahlte Sorgearbeit. Die bezahlte Arbeit ist in sogenannte „Arbeitsplätze“ gegliedert. Arbeitgeber*innen, denen die Produktionsstätten gehören, bestimmen über die Arbeitsteilung und das Lohnniveau. Lohnarbeit gilt als die „eigentliche“ Arbeit, un- und unterbezahlte Care-Arbeit wird oft unsichtbar gemacht mit Wörtern wie „Mütterlichkeit“ oder „Freiwilligkeit“. Viele Menschen wünschen sich aber vor allem Arbeit, die Sinn ergibt. Sie möchten nicht irgendetwas tun müssen, nur weil sie Geld zum Leben brauchen.

Wer darüber entscheidet, welche Arbeiten notwendig sind, wird in einer Care-zentrierten Wirtschaft neu zu diskutieren sein. Care bedeutet, Arbeitsteilung so zu organisieren, dass die Sorge füreinander im Zentrum steht. Gut organisiert ist Arbeit dann, wenn es jeder Person möglich ist, die eigenen unverwechselbaren Fähigkeiten und Wünsche für das gute Zusammenleben aller in Ruhe einzubringen.

Sursee

Wir stehen vor dem Untertor und dem angebauten Schützenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Das Untertor ist das einzige erhaltene Tor der Stadt. Wer die Stadt Richtung Basel verliess, ging durch dieses Tor.

Viel älter als das Tor ist das Wirtshaus „Wilder Mann“ nebenan, welches 1495 erstmals erwähnt wurde. Hier werden seit über 500 Jahren Gäste empfangen und bewirtet. Ein Wirtshaus führen, bedeutet für alle Beteiligten enorm viel Arbeit. Damit die Gäste hier in aller Ruhe gut essen können, müssen andere einkaufen, rüsten, kochen, Tische decken, bedienen, abräumen, abwaschen, putzen, entsorgen. Und das von ­frühmorgens bis nach 1 Uhr in der Nacht.

Wenn wir uns umschauen, sehen wir, dass auch im Vorhangstudio nebenan gearbeitet wird, ebenso gegenüber im Café Surchat, im Elektro-­Fachgeschäft und in der Ludothek, in den Wohnungen ringsum, überall in Sursee ...